Schlittenhundenrassen
Dass alle Hunde vom Wolf abstammen, mag überraschen, wenn man vor einem Schoßhund steht, der in einer Höhe von 10 bis 15 Zentimeter vor einem kläfft. Die Verwandtschaft wird aber offenkundiger, wenn man einem Schlittenhund gegenübersteht. Er hat Eckzähne, die den Hund von Baskerville dazu bringen würde, sich mit eingezogenem Schwanz zu verdrücken. Schlittenhunde sind so stark wie nur wenige andere Hunde.
Es gibt vier echte Schlittenhunderassen: der Alaskan Malamute, der eigenartigerweise aus Kanada stammt, der Samojede aus Sibirien, der Siberian Husky aus Sibirien und Alaska und schließlich der grönländische Schlittenhund. Mit dem Alaskan Husky gibt es eine weitere Rasse, die einen Mischling unter anderem mit dem Windhund darstellt – aus Gründen der Schnelligkeit. Diese Rasse wird meist bei Wettläufen verwendet. Da es in diesem Reiseführer um Grönland geht, überspringen wir die Beschreibung der anderen Rassen und gehen direkt zur grönländischen Rasse.
Der grönländische Schlittenhund
In Grönland gibt es ca. 15.000 Schlittenhunde, die sich entweder an der Ostküste oder nördlich vom Polarkreis an der Westküste aufhalten. Es ist nicht erlaubt, südlich vom Polarkreis Schlittenhunde zu halten. Es ist aber auch nicht erlaubt, andere Hunderassen in die Hundeschlittenbezirke einzuführen, damit der grönländische Schlittenhund rassenrein verbleibt.
Der grönländische Schlittenhund ist der bissigste der verschiedenen Rassen und muss deshalb ab einem bestimmten Alter angebunden sein. Es ist wiederholt vorgekommen, dass die Hunde Menschen, die ihnen zu nahe gekommen sind, angefallen haben. Deshalb sollte man immer Abstand zu den Hunden halten und sich ihnen nur nähern, wenn der Besitzer der Hunde in der Nähe ist. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie lieblich anzusehen sind.
Wussten Sie übrigens schon, dass grönländische Schlittenhunde nicht bellen, sondern heulen? Dieser Klang ist weitaus friedlicher als zum Beispiel ein kläffender Schoßhund, der einen Postboten anbellt.
Die Schlittenhunde fühlen sich in der Kälte wohl. Sie bewältigen die Kälte, indem sie mehr Unterwolle erzeugen. Deshalb ist das Mitleid, das Reisegäste mit Schlittenhunden haben, missverstanden. Sie leben das ganze Jahr über in der Kälte. Ganz im Gegensatz ist es sehr schade, wenn sie sich nicht in ihrem natürlichen Lebensraum, der Kälte, aufhalten. Schlittenhunde können Temperaturen von bis zu 70 Minusgraden aushalten.
Fakten über den grönländischen Schlittenhund:
Der Grönlandhund ist eine große Hunderasse vom Typ Schlittenhund, der von den Hunden abstammt, die dem Menschen bei der Einwanderung nach Grönland aus dem Norden Kanadas folgten. Es wird vermutet, dass die Rasse ursprünglich irgendwann in der Steinzeit in der Umgebung des Ladogasees in Nordwestrussland oder in Zentralsibirien entstanden ist.
Der typische Schlittenhund ist sehr widerstandsfähig und ausdauernd. Er kann lange hungern, ist intelligent und hat gelernt, der Peitsche und den Kommandos des Schlittenführers zu folgen. Er hat aufrecht stehende Ohren, buschige Wangen und heult wie ein Wolf. Das Wolfsgeheul ist ein Ausdruck für den Zusammenhalt im Gespann und dessen Gebietsanspruch.
Der Schlittenhund ist dem Wolf noch so ähnlich, dass ihn nur die Furcht vor der Peitsche gehorchen lässt. Wenn er Wild begegnet, vergisst er all seine Erziehung und nur der ursprüngliche Jagdinstinkt bleibt zurück. Kein Schlittenhund würde seinen Herren gegen einen Angreifer verteidigen. Er bleibt nur in der Nähe seines Heims, weil er jeden oder jeden zweiten Tag hier gefüttert wird.
Seien Sie vorsichtig mit Schlittenhunden
Fast alle Menschen lieben Hunde. Deshalb ist es verlockend hinüberzugehen und sie zu streicheln. Tun Sie das nicht! Die Rasse der Schlittenhunde ähnelt dem Wolf am meisten. Besonders die grönländischen Schlittenhunde können bissig sein. Gehen Sie nur in die Nähe der Hunde, wenn deren Besitzer dabei ist und Ihnen zu verstehen gegeben hat, dass es sicher ist. Haben Sie jedoch keine Angst vor den Hunden auf einer Schlittenfahrt. Die Schlittenführer haben die Hunde vollkommen unter Kontrolle.
Grönländische Meisterschaften im Hundeschlittenfahren
Die jährlichen Grönlandmeisterschaften im Hundeschlittenfahren finden in Nordgrönland statt und heißen in der Landessprache Avannaata Qimussersua. Vor den Meisterschaften werden Wettkämpfe in den einzelnen Städten und Siedlungen ausgetragen. Die Meisterschaften erfordern jede Menge Organisation und oft müssen Hunde und Schlitten mit Flugzeugen von Air Greenland dorthin transportiert werden.
Die Sirius-Patrouille
Die Sirius-Patrouille ist in Dänemark sehr bekannt und respektiert, besonders seit der dänische Kronprinz Frederik im Jahr 2000 an einer 3.500 Kilometer langen Schlittentour teilgenommen hat. Die Schlittenpatrouille Sirius verteidigt Dänemarks Gebietsanspruch in Nordostgrönland mit einer Basis in Daneborg. Sie patrouillieren in Nordgrönland mit Hundeschlitten im Winterhalbjahr und im Sommer mit Kuttern auf den vielen Fjorden. Die Patrouille besteht aus 12 Mann und ca. 70 Hunden.
Literatur
Im dänischen Sprachraum gibt es jede Menge Literatur über Hundeschlittenfahren in Grönland – zum Beispiel in Form von Reisebeschreibungen. Die noch immer relevanten, wunderbaren und interessanten Werke von Knud Rasmussen und Peter Freuchen sind auch auf Deutsch erhältlich.