Nordlichter
”Auf meiner zweiten Reise habe ich im ‚Roklubben‘ gegessen. Das ist ein Restaurant, das sechs Kilometer von Kangerlussuaq entfernt liegt. Es ist total faszinierend, dort aus dem Fenster zu schauen. Ich sah beispielsweise ein Rentier – Wahnsinn! Ich war allein im ‚Roklubben‘. Alle waren so nett und entgegenkommend. Ich habe mich mit dem Kellner und dem Fahrer über die Nordlichter unterhalten. Ich hatte mich wirklich darauf gefreut, Nordlichter zu sehen”, erzählt Chanett, die einen mit ihrer Begeisterung anstecken kann.
Zum Glück liegt das Restaurant so weit draußen, dass es hier kaum Licht gibt. Nordlicht pur! Ich ging nach draußen, der Himmel war wolkenlos und einfach wunderschön! Ohne zu lügen kann ich sagen, dass alle Farben des Regenbogens in verschiedenen Formen über den Himmel tanzten. Ich war so begeistert, dass alle Restaurantgäste herauskamen und schauten. Sogar das Küchenpersonal kam und schaute mit!
Ich konnte meine Begeisterung kaum verbergen. Für mich ist es ja kein Alltag, Nordlichter zu sehen. Ich glaube auch, dass einige der anderen dachten: ’Nein, es ist nicht normal, Nordlichter zu sehen.‘ Es war so schön, dass meine Begeisterung die anderen ansteckte und wir gemeinsam draußen standen und es genossen.“
Herrliche – und eiskalte – Fahrt mit dem Hundeschlitten
”Als ich im Februar in Kangerlussuaq landete, machte ich eine Hundeschlittenfahrt. Das war fantastisch. Ich hatte diese Tour noch vor dem Flugticket gebucht. Für mich war es unheimlich wichtig, eine Fahrt mit dem Hundeschlitten auszuprobieren.“
”Ich wurde zu der Stelle gefahren, an der sich die Hunde aufhalten. Da kann man die Hunde schon bellen und jaulen hören. Es ist so wie es im Fernsehen gezeigt wird, wenn jemand eine Hundeschlittenfahrt macht. Genauso ist es auch in Wirklichkeit: Jede Menge Hunde bellen und freuen sich darauf, loszulaufen.“
”Das Thermometer zeigte -31 Grad. Wegen des Windes fühlte es sich an wie -41 Grad. Zum Glück konnte ich dort Kleidung aus Robbenfell ausleihen. Ich war anderthalb bis zwei Stunden auf dem Schlitten – und das war genug. Das war im Februar. Im letzten Teil des Winters ist es wärmer. Ich hatte wirklich viele Sachen an, drei bis vier Schichten. Drei paar Handschuhe und drei Schichten rund um die Ohren. Mein Gesicht war nicht eingepackt, sodass ich Erfrierungen an der Nase und auf den Wangen bekam. Das merkte ich am Tag danach erst richtig. An der Nase hat sich die Haut abgeschält. Das nimmt man einfach mit, so ist es eben“, erzählt Chanett.
”Die anderthalb Stunden dort draußen verbrachte ich in doppelter Gefrierschrank-Temperatur. Das war richtig kalt. Aber das vergisst man, denn es ist so wunderschön. Und so einmalig, mit dem Hundeschlitten zu fahren. Man muss dazu allerdings wissen, dass es auch ein merkwürdiges Erlebnis ist. Die Hunde bekommen etwas zu fressen und dann fahren wir los. Wenn sie austreten müssen, dann passiert das während der Fahrt“, lacht Chanett und erzählt weiter: „So sind sie ja trainiert. Man hält ja nicht einfach an, nur weil sie mal müssen. ‚Hier stinkt es ein Bisschen‘, dachte ich. Und dann konnte ich deutlich sehen, dass die Hunde abwechselnd ihr Geschäft verrichteten“, sagt sie und lacht noch einmal. „Das war auch ein Erlebnis! Diese Hunde waren so niedlich. Ich durfte sie streicheln. Ich hatte mir etwas Gedanken darüber gemacht, ob das wohl wilde Hunde seien, aber diese hier konnte man streicheln. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Angst. Der Schlittenführer, mit dem ich unterwegs war, war auch richtig gut. Er hatte seine Hunde unter Kontrolle, und erzählte mir, dass sie teilweise zahm waren“, berichtet Chanett.
Qoornoq im Winter
”Von Nuuk aus nahm ich an einer Bootsfahrt in eine verlassene Siedlung teil, nach Qoornoq. Dort durften wir aussteigen und umherspazieren. Die Siedlung ist ja verlassen. Deshalb waren wir an diesem Tag die ersten, die ihre Füße auf den frischen Schnee setzten. Ich hatte keine Schneeschuhe an, deshalb sank ich beim Gehen ein. Da lag über ein halber Meter Schnee – da konnte man durchaus einsinken und plötzlich bis zu den Oberschenkeln im Schnee stehen. Aber das war kein Problem. Ich hatte ein Walkie-Talkie vom Boot aus bei mir. Hätte ich festgesteckt, hätte er mich ja abgeholt. Das ist auch so faszinierend in Grönland: Die Natur bestimmt. Man ist einfach ein kleiner Punkt in der Landschaft. Die Natur legt die Rahmenbedingungen fest. Davor sollte man ganz bestimmt Respekt haben”, sagt Chanett.