Pflanzen und Beeren
Beeren
In Grönland sind Krähenbeeren und Heidelbeeren besonders beliebt. Krähenbeeren heißen auf grönländisch je nach Region paarnat oder paarmat. Wir lieben die süßen Beeren. Deshalb ist das Wort ein Teil ganz vieler Mädchennamen wie Paarma, Parnuna, Paarnuna und Parnannguaq. Die Beerenbüsche in Grönland sind alle sehr niedrig, denn bei Wind hätten Beeren auf höheren Ästen keine Chance. Wenn Sie im Spätsommer oder im Herbst nach Grönland kommen, werden Sie deshalb eine Menge Hintern in der Gebirgslandschaft sich recken sehen. Viele Leute sind dann draußen und pflücken die köstlichen Beeren. Sie werden roh gegessen (ggf. als Frühstück oder Dessert mit Milch), eingekocht oder in Eis verwendet. Die grönländische Heidelbeere ist in Wahrheit eine Rauschbeere, die auch in Mooren in Europa wächst.
Pilze
Pilzesammeln ist eine relativ neue Disziplin in Grönland. Es war schon immer bekannt, dass man Pilze essen kann. Aber wie überall auf der Welt sind nicht alle Pilze essbar. Die meisten Leute haben sich gedacht „better safe than sorry“. Erst in den letzten Jahrzehnten ist es zur Beliebtheit geworden, die essbaren Pilze zu sammeln. Sind Sie ein Pilzkenner oder gemeinsam mit einem unterwegs, dann warten viele tolle Erlebnisse auf Sie. In Grönland werden Pilze auf die gleiche Art und Weise verwendet wie anderswo.
Engelwurz
Engelwurz ist in Grönland ein riesiger Hit. Normalerweise verwendet man die Stengel, die wie Sellerie oder blasses Rharbarber aussehen, zum Kochen oder man isst sie roh. Viele beschreiben den Geschmack als herrlich kräftig, während andere behaupten, es schmecke nach Seife. Engelwurz wird auch in Schnaps verwendet. Manche schneiden ihn in kleine Scheiben, die zu Eiswürfeln gefroren werden. Sie geben dann dem Wasser einen leichten Engelwurzgeschmack, wenn die Eiswürfel schmelzen.
Rhabarber
Kein Garten in Grönland ohne Rhabarberbeet. Wie in anderen Ländern auch finden Sie Rharbarberkuchen und Rharbarbermarmelade auf vielen grönländischen Tafeln.
Kartoffeln
Kartoffeln aus Südgrönland sind in ganz Grönland eine Normalität geworden. Die globale Erwärmung hat Nordgrönland massiv beeinflusst. Hier wird es für die Fänger schwieriger, im Winter aufs Eis hinauszukommen. In Südgrönland hingegen hat es die Auswirkung, dass die Saison für Gemüseproduktion länger geworden ist. Deswegen werden hier immer mehr Kartoffeln angebaut.
Zuckerrüben
An vielen Orten der Welt werden Zuckerrüben in der Futter- oder Zuckerherstellung verwendet. In Grönland aber lieben wir es, Zuckerrüben roh zu essen. Sie werden natürlich in Suppen verwendet, sie werden eingekocht, aber roh machen sie die Grönländer richtig glücklich. Was für andere Erdbeeren sind, sind für uns Grönländer Zuckerrüben. Wenn die ersten Zuckerrüben von den Schäfereien in die Läden kommen, stehen die Menschen Schlange, um sie zu kaufen.
Glockenblumen
Sie müssen sehr viele Glockenblumen sammeln, wenn Sie einem Gericht ihren Geschmack verleihen wollen. Wenn man aber die notwendige Geduld hat, dann kann man Glockenblumen in Salaten und Gelee verwenden. Sie können Glockenblumen auch einfach so essen. Ihre Kerne schmecken nach Nüssen. Wenn Sie als Tourist in Grönland unterwegs sind und an einem Ort mit Gefrierschrank untergebracht sind, dann können Sie ein verhältnismäßig geschmacksneutrales Eis kaufen, Glockenblumen untermischen und dann wieder einfrieren.
Südgrönland – Die Speisekammer Grönlands
Einer unserer Kunden kicherte, als er von der Existenz des Buches „Gärten in Grönland“ erfuhr. Er stellte sich vor, dass es sich um einen Prospekt mit acht Seiten handelt. Er sollte wissen, dass es sogar zwei Bücher über grönländische Gärten gibt, nämlich den erstgenannten „Leidenschaft. Gärten in Grönland“ von dem Fotografen Finn Larsen (in englischer, dänischer und schwedischer Sprache erschienen) und „Grönländische Gärten in drei Jahrhunderten“ von Karen Nørregaard (nur dänisch). Vor allem Südgrönland ist unglaublich fruchtbar und es ist kein Zufall, dass diese Region die Speisekammer Grönlands genannt wird.
In Südgrönland gibt es etwa 37 Schäfereien und die Versuchsstation Upernaviarsuk. Sie repräsentiert einerseits den Versuchshof der grönländischen Selbstverwaltung und andererseits eine Landwirtschaftsschule – ein Wort, das die wenigsten mit Grönland verbinden. Wie in vielen anderen Schäfereien werden hier Kartoffeln und Speiserüben, aber auch Radieschen, Eisbergsalat, Kopfsalat, Tomaten, Gurken usw. angebaut.
Viele Leute in Grönland versuchen sich im Privaten mit Anbau von Gemüse, Pflanzen und Obst. Man probiert es, wo auch immer man Windschutz und Sonne findet: in Gewächshäusern, Kulturkästen oder auf Fensterbänken. Die grönländischen Versuche umfassen Bananen, Erdbeeren und viele, die Johannisbeeren im Garten anbauen. Brugseni – eine grönländische Supermarktkette – hat sich in den letzten Jahren sehr für Nachhaltigkeit eingesetzt und sorgt dafür, dass grönländische Waren im Land verteilt werden, nicht zuletzt in Nuuk, wo der Absatzmarkt am größten ist.
Kräuter und Gewürze
In den vergangenen Jahren sind an verschiedenen Orten in Grönland kleine Firmen entstanden, die eine Nischenproduktion unterschiedlicher Produkte entwickelt hat – von grönländischem Meersalz und Algen bis zu Kräutern und anderen guten Dingen.
Brættet – ”das Brett” oder ”der kleine Grönländer”
”Brættet” ist das dänische Wort für Kalaaliaraq, das eigentlich „der kleine Grönländer“ bedeutet. Es ist der Markt vor Ort, wo Fischer und Fänger den Fang des Tages verkaufen können. Hier wird Fleisch wie Robbe, Wal, Rentier, Moschusochse und – eher selten – Eisbär, alle vorstellbaren Sorten Fisch, Garnelen, Seehasenrogen, Beeren, Engelwurz, Vögel wie Lommen und Eiderenten und alles andere, was es in der Jahreszeit gerade gibt, angeboten. „Das Brett“ ist auch ein örtlicher Treffpunkt, den viele besuchen, sich unterhalten und Neuigkeiten aufschnappen.
Der Europäische und dänisher Einschlag
Die grönländische Küche ist seit der Ankunft der Walfänger von äußeren Eindrücken beeinflusst worden. Das große klassische Kochbuch für Grönland heißt ”Kochbuch für Grönland“. Es wurde 1963 nach achtjähriger Arbeit, dem Einsammeln von Rezepten und dem Untersuchen von Ernährungsthemen in Grönland, auf grönländisch und dänisch herausgegeben. Die Haushaltswirtschaftslehrerin Caia Hansen passte dänische Rezepte an die Verfügbarkeit von Zutaten in Grönland an. Auf diese Weise waren die Rezepte auch in Grönland einfach umzusetzen. Einer der größten Künstler Grönlands, Jens Rosing, illustrierte das Kochbuch.
Im Allgemeinen orientieren sich die grönländischen Essgewohnheiten stark an der dänischen Küche, nicht zuletzt weil dänische Speisen oft günstiger sind als grönländische. Es war eigentlich nur Spaß, als die damalige Vorsitzende der Selbstverwaltung Aleqa Hammond zu einer dänischen Zeitung sagte, dass das Beste, was Grönland jemals von Dänemark bekommen hatte, „Steak mit braunen Zwiebeln und dunkler Sauce“ war. Aber sie traf sofort auf Widerstand. Und wie sie ebenfalls hervorhob, ist sie „besser als die meisten Dänen darin, dunkle Sauce zu machen. Die schmeckt nämlich auch richtig gut zu Walsteaks.“
Dies ist schon immer ein Merkmal der Grönländer gewesen: Wenn etwas Nützliches daherkommt – sei es Polka, Nähnadeln aus Metall oder Zahnseide, die diejenige aus Sehnen ersetzt – dann nehmen wir es mit Kusshand entgegen und eignen es uns an. Zweifelsohne werden auf vielen grönländischen Tischen dänische Gerichte serviert und mit großem Genuss gegessen. Und auch wenn man in Dänemark beim Anblick von Knorr Aromat die Nase rümpft, ist es in Grönland das Beste, wenn man sein Mattak (Walhaut) würzt.