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Erfalasorput und der Nationalfeiertag

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Am 21. Juni begehen wir Grönlands Nationalfeiertag. Deshalb hissen wir in ganz Grönland die Erfalasorput. Das bedeutet „unsere Flagge“.

Die Geschichte von Erfalasorput ist das Ergebnis eines demokratischen Prozesses mit gründlichen Verhandlungen, eingehenden Überlegungen und mehreren Abstimmungen.

Der Weg zur eigenen Flagge
Im Jahre 1973, als Grönland noch ein Bezirk im dänischen Königreich war, begann der Prozess eine eigene grönländische Flagge zu finden. Die meisten ersten Vorschläge nahmen Ausgangspunkt in dem gemeinsamen Kennzeichen der nordischen Flaggen: Dem Kreuz. Als die grönländische Zeitung Atuagagdliutit (AG) 1974 elf Vorschläge für eine neue Fahne veröffentlichte, enthielten zehn von ihnen Kreuze.

Damals gelang es jedoch nicht, zu Einigkeit über ein neues Wahrzeichen zu gelangen. Erst nach der Einführung einer eigenen Verwaltung 1979 wurde die Initiative für eine grönländische Flagge noch einmal ernsthaft aufgenommen. Das Parlament organisierte im Jahr 1980 einen offenen ”Fahnenwettbewerb”. Hier gingen ganze 555 Vorschläge ein. Die vielen Ideen wurden jedoch erneut abgewiesen.

Neue Vorschläge zur Debatte
Die Mitglieder des Parlamentes konnten sich nicht auf eine endgültige Version einigen. Stattdessen wurden mehrere Künstler dazu aufgefordert, neue Vorschläge für eine Flagge einzureichen. Bei dieser Gelegenheit legte Thue Christiansen die Gewinneridee für eine Nationalflagge vor. 14 Mitglieder des Parlamentes stimmten für Erfalasorput, während elf eine Flagge mit Kreuz und den Farben grün und weiß bevorzugten. Das Ergebnis war, dass Thue Christiansens Flagge am 21. Juni 1985, sechs Jahre nach der Einführung einer eigenen Verwaltung Grönlands, zum ersten Mal gehisst wurde.

Die Symbole der Flagge
Erfalasorput besteht aus einem rot- und weißgeteilten Hintergrund, unterbrochen von einem zweigeteilten Kreis in den entgegengesetzten Farben. Die Farben symbolisieren die Zugehörigkeit zu Dänemark. Dass die Flagge nicht wie der dänische Dannebrog und die anderen nordischen Flaggen ein Kreuz bildet, zeigt deutlich, dass das Land einen gewissen Grad an politischer Freiheit sowie eine enge Beziehung zu den anderen Inuit-Völker um den Pol herum hat.

Der Kreis bezieht sich gleichzeitig auf den Sonnenaufgang über dem Inlandeis. Auch die Fjorde Grönlands sind mit dem roten Teil des Kreises repräsentiert, während das große rote Feld auf der Flagge das Meer kennzeichnet.

Die herrliche Flagge bezeugt also zu gleichen Teilen die selbstständige kulturelle Identität und die historisch-traditionellen Beziehungen sowie Eis, Schnee, das Licht der Sommersonnenwende sowie die Ankunft der Wärme.

Der Vater der Flagge: Thue Christiansen
Thue Hans Lynge Christiansen wurde 1940 geboren und ist eine sehr markante Persönlichkeit in Grönlands neuerer Geschichte. Er war sowohl Lehrer als auch Maler, Grafiker und Politiker. Als Grönland 1979 eine eigene Verwaltung bekam, wurde Thue Christiansen selbst als Kultur- und Ausbildungsminister ins Parlament gewählt. Er trat 1983 zurück. Heute lebt Thue Christiansen in Hou bei Hals in Dänemark. 1997 wurde er zum Ritter des Dannebrog-Ordens geschlagen. 2002 erhielt er den grönländischen Kulturpreis in Gold.

Der Nationalfeiertag am 21. Juni
Der Nationalfeiertag Grönlands wurde ursprünglich auf den 1. Mai gelegt, den gleichen Tag wie den Internationalen Tag der Arbeit. Diese Doppelbelegung des Tages war etwas unpraktisch. Außerdem ist es auch ziemlich kalt, wenn man Anfang Mai in Grönland draußen eine Feier veranstaltet. Deshalb wurde der 21. Juni von der ehemaligen eigenen Verwaltung im Jahr 1983 zum Nationalfeiertag gemacht. Und es war auch dieses Datum, das den Beginn der Selbstverwaltung Grönlands ab dem Jahre 2009 bezeichnet. Außerdem ist der 21. Juni der Tag der Sommersonnenwende und somit der längste und hellste Tag des Jahres.

In Grönland feiern wir den Nationalfeiertag mit einem Volksfest in allen Städten und Siedlungen. Allerorten wird ein Programm zusammengestellt, das aus gemeinsamem morgendlichen Gesang, Reden, Flaggenhissen, Gottesdienst, Kaffeetrinken und örtlicher Unterhaltung in Form von Musik, Volkstanz, Kajak-Shows und anderen besteht. An vielen Orten begehen Museen und Kulturhäuser den Nationalfeiertag mit besonderen Veranstaltungen und Ausstellungen. Unser landesweiter Fernsehsender, KNR, sendet ausführliche Reportagen aus den verschiedenen Städten und Siedlungen.

Dieser Artikel ist eine leicht geänderte Version des Artikels von Hans Wendelboe Bøcher.